Nude-Look – die ungeschminkte Wahrheit


Beauty
13/11/2019
Die Zeiten, in denen Anne Vogd das Haus mit einer leicht getönten Tagescreme verlassen konnte, sind definitiv vorbei. Aber gleich aussehen wie ein Kosmetikendlager?

Der absolute Trend in diesem Frühjahr: Oben ohne! Egal wo: im Büro, im Biergarten oder beim Shoppen. Also, ich meine: mit ohne Make-up. „Unplugged“ das Haus verlassen – wie Alicia Keys und Gwyneth Paltrow. Auch hierzulande gibt es Frauen, die sich den sogenannten Nude-Look erlauben können, weil sie ein makelloses Gesicht haben und das mit weit über fünfzig. Ich meine damit Moderatorinnen und Schauspielerinnen, die uns in Interviews ganz ungeschminkt zurechtgemacht erzählen, wie verblüffend einfach es ist, so auszusehen, wie sie aussehen. Ganz ehrlich, ich finde, diese Frauen sollten ihrem Ernährungsberater, Schönheitschirurg oder wem auch immer jeden Tag ein üppiges Blumenopfer darbringen.

Und es gibt mich, die jeden Morgen in den Spiegel guckt und denkt: Restaurieren oder unter Denkmalschutz stellen. Ich gehöre nicht zur Spezies der passiven Schönheiten. Ich muss täglich aktiv was für mein Aussehen tun, um mein Gegenüber nicht in Verlegenheit zu bringen.

Daher kommt jeden Morgen als erstes meine Wunderwaffe zum Einsatz: Olaz Regenerist 3-Zonen Straffende Anti-Aging Creme. Dieser Tiegel ist keine Black Box. Er hält tatsächlich, was er verspricht: dramatische Ergebnisse ohne drastische Maßnahmen. Genau mein Ding. Danach Foundation, Concealer, Kontourieren und Modellieren. Ein Spiel mit Licht und Schatten. Das Bad verlasse ich erst, wenn ich meine: „Mehr ist ambulant nicht rauszuholen“.

Mein Selbstwertgefühl kam schon immer aus der Tube. Und nicht nur meins. Was viele Schönheit nennen, lässt sich zu 95 Prozent mit einem Kleenex abwischen. Von uns leben mittlerweile weite Teile der internationalen Beauty-Industrie. Falten, die gekommen sind, um zu bleiben, wissen das.

Und jetzt dieser „Nude“-Look, ein No-Make-up-Trend. „Be minimal“ ermutigte eine Frauenzeitschrift ihre Leserinnen im Kosmetikteil. „Natürlich“ soll das Gesicht aussehen. Da frage ich mich: „Ja, was ist denn schon natürlich?“ Für mich, als emanzipierte Frau, für die es selbstverständlich ist, in vielen Lebensbereichen Einfluss auszuüben, sind das einzig Natürliche meine wasserstoffperoxid-blonden Strähnchen … und meine Fake Lashes, wegen derer ich nur noch mit Skibrille duschen kann.

Aber da es nun mal Trend ist, hab’ ich’s versucht. Zunächst am Sonntagmorgen: Mein Mann hat sich bei meinem Anblick fürchterlich erschreckt und gemeint: „Huch, was ist denn mit Dir passiert?! Ach so, ungeschminkt!“

Da habe ich noch gedacht: „Okay, Männer halt …“. Dann habe ich einen zweiten Versuch am Montagmorgen im Büro gewagt. Eine Kollegin, die für ihre offene, ehrliche Art bekannt ist, kam mir am Aufzug entgegen und meinte geradeheraus: „Mann, siehst du heute scheiße aus“. Ich antwortete mit einer kleinen Verlegenheitslüge: „Ja, bin heute ein wenig erkältet“. Worauf sie meinte: „Oje, das auch noch!“

Das hat mir dann doch gereicht. Also, Trend hin, Trend her, ich bleibe dabei: „Lieber nicht echt, als echt und dafür schlecht“.

7450-Anne-Vogd-Bubble Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (52), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören. 


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