Die neuen 50-Jährigen: Ab jetzt von allem nur noch das Beste!


Familie
22/08/2019
Die neuen "50erinnen" stehen heutzutage mit beiden Beinen fest im Leben und können sich selbst verwirklichen. Das war leider nicht immer so.

Frauen über 50 wollen sich heute einiges leisten - nicht nur im finanziellen Sinne. Läuft alles nach Plan, ist die eigene Immobilie finanziert, die Ausbildung der Kinder bezahlt und auch das Gehalt stimmt. Jetzt sind nicht nur Zeit und Geld da, jetzt mangelt es auch nicht an der Lust, Neues auszuprobieren.

Abenteuer 2.0

Der neuen Selbstverwirklichung sind kaum Grenzen gesetzt: ob Reisen ans andere Ende der Welt oder Abenteuer gleich um die Ecke. Frauen über 50 sind selbstbewusst und so neugierig wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr. Natürlich spielen auch gesellschaftliche Einflüsse und gesundheitliche Aspekte eine große Rolle dabei, dass die 50erin von heute anders dasteht als Vertreterinnen früherer Generationen: Objektiv betrachtet sehen Frauen um die 50 tatsächlich zehn Jahre jünger aus als ihre Mütter im vergleichbaren Alter. Der Slogan „50 ist das neue 40“ kommt nicht von ungefähr.

Der Status in der Gesellschaft

In der Gesellschaft haben Frauen längst eine starke Position bezogen. Sie sind perfekt ausgebildet, stehen mitten im Berufsleben und sind ihren männlichen Kollegen aufgrund vieler Eigenschaften, den sogenannten Soft Skills, oft einen großen Schritt voraus. Vorausgesetzt, sie haben einen Job. Denn: Nur ca. die Hälfte aller Frauen zwischen 55 und 64 ist berufstätig. Grund dafür sind Altlasten aus dem früheren Leben. Noch vor 20 Jahren war es die Regel, dass Frauen die Karriere zugunsten der Kindererziehung vernachlässigt haben.

Vorbildfrau

Dass die 50-Jährige mitten im Leben steht, beweisen auch die vermeintlichen Vorbilder: In Fernsehen und Kino haben immer häufiger starke Frauen über 50 ihren großen Auftritt. Kommissarinnen, gespielt von Ulrike Folkerts oder Eva Matthes, lösen die Wechselfälle des Lebens.* Aber auch Schauspielkolleginnen wie Katja Riemann, Anke Engelke oder Veronica Ferres vertreten die Ü-50-Generation mit Charisma und Attraktivität. „…Ich fühle mich besser als mit Anfang 30. Ich weiß genau, wo ich stehe, wer ich bin und was ich will …“ So kommentiert Veronica Ferres ihr Gefühl anlässlich eines Interviews** zu ihrem 50. Geburtstag.

Neustart in der Beziehung

Selbstbewusstsein kann auch Schattenseiten haben: Von den knapp 375.000 Menschen, die sich 2011 in Deutschland scheiden ließen, waren 91.700 mindestens 50 Jahre alt.*** Eine US-Studie zum Thema „Gray Divorce“ (graue Scheidung) kommt zu dem Schluss, dass die mangelnde Bereitschaft, Eheprobleme hinzunehmen, für Frauen irgendwann ein Trennungsgrund ist. Die Entscheidung fällt ihnen vor allem dann leichter, wenn sie im Berufsleben stehen und finanziell unabhängig sind. Doch das ist häufig ein Trugschluss. Aus einem Haushalt zwei zu machen, ist ein teures Vergnügen. Dabei geht es nicht nur um die Verdoppelung von Miete, Inventar & Co., sondern auch um Finanzierungen und Altersvorsorge. Die Bilanz: Nach einer Trennung kann das verfügbare Einkommen um ca. 30 Prozent sinken.

Wechseljahre: Schlechter Schlaf, schlechte Laune, schlechter Sex

Trotz aller Lobeshymnen - auch der perfektesten 50erin steht ein neuer Lebensabschnitt bevor, der sich mit den Wechseljahren anzukündigen scheint. Doch die Auswirkungen der Menopause werden einer Studie zufolge deutlich überbewertet. Um die Symptome einordnen zu können, erfassen Frauenärzte den Status mit einem Fragebogen. Abgefragt werden dabei psychische Beschwerden wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen oder weniger Lust auf Sex und körperliche Veränderungen wie Herzprobleme, Hitzewallungen oder vaginale Trockenheit. Diese Systematik nutzten Forscher an der Dresdner Uniklinik für Psychotherapie und Psychosomatik**** als Basis für eine Untersuchung. Der Fragebogen, der normalerweise nur Frauen zwischen 45 und 65 vorgelegt wird, ging nun auch an jüngere und ältere Frauen. Das Ergebnis: Viele der Symptome wurden von Frauen in den Wechseljahren bestätigt, aber genauso von wesentlich älteren Frauen. Mit anderen Worten: Viele körperliche und psychische Beschwerden können zwar mit den Wechseljahren beginnen, haben in dieser Zeit jedoch nicht ihren Höhepunkt. Eine Ausnahme gibt es allerdings. Hitzewallungen und Schweißausbrüche kennen weder jüngere noch ältere Frauen. Fazit der Untersuchung: Nicht ausschließlich der veränderte Hormonspiegel lässt Frauen mit einem Schlag altern und ruhelos werden, sondern auch die Tatsache, dass sich das Alter auf die ein oder andere Weise irgendwann einmal bemerkbar macht.

Was wirklich zählt

Gesundheit hin, Alter her. Betrachtet man die heutigen Frauen mit 50 einmal in aller Ruhe, kann man mit Komplimenten kaum an sich halten. Selbst diejenigen unter ihnen, die in früheren Jahren mit Blick in den Spiegel und Füßen auf der Waage um jedes Schönheitsideal gerungen haben, sind nun gelassener geworden. Ein paar Pfunde hier, ein paar Fältchen da, solche Äußerlichkeiten können das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung der 50erin kaum trüben. Ganz im Gegenteil: Viele Frauen geben zu, dass sie sich heute, nachdem sie Selbstzweifel dieser Art hinter sich gelassen haben, attraktiver finden als früher. Die neue Einstellung zum Ich und zum Körper sorgt dafür, dass sie sich alles andere als unsichtbar fühlen: Sie bestimmen den Stil, der ihnen gefällt. Sie fühlen sich gut, bewundert und alles andere als geschlechtslos. Sie empfinden Glück und Leidenschaft, sie flirten und lieben. Der sogenannte „Sex der Erfahrung“ ist eine von Psychologen immer häufiger beobachtete Erscheinung.

„Ich nehme mir von allem das Beste“, so lautet die Devise der 50erinnen von heute. Gut zu wissen, dass es noch eine ganze Weile so weitergehen kann mit dem wunderbaren Leben. Denn zu keiner Zeit sind Frauen so alt geworden wie heute - die Lebenserwartung liegt bei durchschnittlich 84 Jahren. Wir sind die erste Oma-Generation, die mehr vorhat. Wir können uns also noch auf viele spannende Abenteuer freuen.

Lesen Sie jetzt im Interview mit unsererm Coach Regina Först, was gegen den Jugend- und Schönheitswahn hilft!

Quellen:
* Studie „Starke Frauen in den Medien“, Rheingold Marktforschung.
** Gelesen auf Bunte.de
*** Gelesen auf faz.net
****Gelesen auf Welt.de