Höllen-Monat Januar: Schnupfen, Stau und fiese Vorsätze!
Der Januar ist und bleibt der „Underdog“ unter den Monaten! Gut, er hat’s auch wirklich nicht leicht. Im Dezember ist mein Garten lichtertechnisch so aufgebrezelt, dass man ab 17 Uhr mit einem Landeversuch eines Airbus A380 rechnen muss. Und jetzt? 12 Grad, Dauerregen. Ein Monat, in dem ich zu 90 Prozent aus Schal bestehe. Der Januar ist deprimierend und erkältungsfördernd.
Ich hätte mir mal besser zu Weihnachten einen Wecker schenken lassen, der nach dreimal „Snooze“ automatisch eine Krankmeldung an die Personalabteilung schickt. Aber nein, die Pflicht ruft. Ich denk noch: „Sag ihr, ich ruf zurück“. Dann raffe ich mich auf. Die Straßen sind voll, die Weihnachtsferien überall vorbei. Fährst du rechtzeitig los, bist du viel zu früh da. Fährst du pünktlich los… Vollsperrung auf der A3 wegen entflohenem Schneefloh. Immer!
Der Januar ist ein Loser-Monat. Silvester hatte ich noch gedacht: Ich werde jetzt, wie alle, Sport machen, mich gesünder ernähren und nach 20 Uhr gar nichts mehr essen. Eine Woche lang dachte ich das. Aus „in 10 Tagen zur Bikini-Figur“ wird gerade „in 10 Tagen zur Couch-Figur.“ Gestern habe ich Küchenkräuter gekauft und überlegt, ob ich sie gleich wegwerfen soll oder erst, wie üblich, in einer Woche.
Und das mit dem „Nach-20-Uhr-nichts-mehr-Essen“ hat auch nicht funktioniert. Ist ja auch völlig ignorant gegenüber dem Körper! Der Magen knurrt und sagt dir, dass dein Körper hungrig ist und du gehst einfach nicht drauf ein. Wenn ich spät am Abend noch mal zur Toilette muss, sage ich doch auch nicht zu meiner Blase: „Sorry, es ist nach acht. Das geht jetzt nicht mehr“.
Immer diese nicht eingehaltenen Vorsätze! Wobei, ganz ehrlich, wer immer versagt, ist doch auch zuverlässig, oder? Für nächstes Jahr werde ich mir so gut wie nichts vornehmen, denn ich bin davon überzeugt, dass ich damit Erfolg haben werde. Ich finde es nämlich viel schlimmer, Ziele nicht zu erreichen, als gar keine zu haben.
Der einzig verbliebene Vorsatz, nach dem Prinzip „survival of the fittest“, lautet für mich: mehr Gelassenheit. Früher dachte ich: „Warum hundert Prozent geben, wenn auch zweihundert gehen“. Diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei. Ich habe meine Festplatte umformatiert.
Meine Familie und meine Kollegen werden ganz neue Seiten an mir kennenlernen. Kein blödes Multitasking mehr. Es wird natürlich etwas dauern, bis sie das verstanden haben. Aber damit kann ich jetzt umgehen: Sollte ich wieder mal das Gefühl haben, dass mein Nervenkostüm in der Reinigung ist, ziehe ich eben einfach mein dickes Fell an.
Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (52), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören. Lust auf weitere Anekdoten von Anne Vogd? Hier finden Sie alle Kolumnen auf einen Blick!