Einfach Anne: Entspannt verreisen – eine echte Herausforderung


Familie
13/11/2019
Unsere Kolumnistin Anne Vogd liebt Reisen. Wie gut, dass sie Zugverspätungen, Flugangst und enge Flieger mit rheinländischem Humor nimmt.

In Deutschland gibt es vier Jahreszeiten: „Immer diese Eiseskälte“, „Immer diese verdammten Gräser“, „Immer diese unerträgliche Hitze“ und „Immer dieser blöde Nebel“. Somit hat man hierzulande ganzjährig einen Grund, zu verreisen.
Das sollte man auch tun. Nur Reisetabletten schlucken, bringt nicht den gewünschten Effekt. Ich habe es versucht und war nach sechs Stück immer noch zu Hause.

Immer diese Bahn …

Wer sich bewegt, kann was erleben – so weit, so gut. Aber wohin? Und vor allem wie? Schließlich soll der Weg doch auch schon das Ziel sein. Die „allgemeine Urlaubsreife“ hat man ja meist schon vorher. Die muss man sich nicht erst noch erarbeiten, indem man sich zum Beispiel über die flexible Abfahrtsinformation der Deutschen Bahn mit zwanglosem Gleisvorschlag und stets frisch aufgereihter Wagenreihung ärgert – oder wie man den Fahrplan nennen mag.

Übrigens: Dass so viele Züge immer Verspätung haben, ist zwar unangenehm, aber nachvollziehbar. Schließlich kommen die meisten Lokführer selber mit dem Zug zur Arbeit. So was zieht sich dann durch.

Dann steht man da, wie tausend andere Menschen auf dem Bahnsteig in Abschnitt C, um dann, wenn der Zug endlich kommt, ihn zu entern, und zwar durch genau die Tür, die direkt vor einem hält. Neulich hörte ich in Köln die Durchsage „Bitte benutzen Sie beide Türen, Sie können durchlaufen, der Zug ist innen hohl“. Wie wahr. Drinnen stapelt man sich dann mit den anderen Passagieren und muss Telefongespräche von Leuten mithören, die einen in der Apotheke um einen Kopf kürzer machen würden, wenn man die Diskretionslinie übertritt. Von hinten tritt ein siebenjähriger Lümmel permanent gegen meine Rückenlehne und die völlig verstrahlte Mutter sagt nichts, weil sie die Persönlichkeitsrechte ihres Sprösslings achten will.

Ach, das Fliegen – auch so eine Geschichte für sich

Nein, da scheint Fliegen auf den ersten Blick doch deutlich angenehmer zu sein, auch wenn man in den engen Sitzen mancher Airlines so hockt, als wäre man maschinell ab Werk hineinmontiert worden. Und Verspätungen gibt es bei den Billigfliegern auch. Letztes Jahr bekam ich aufgrund eines massiven „Delays“ sogar einen Verpflegungsgutschein. Dieser sollte mich fünf Stunden über Wasser halten und belief sich auf exakt vier Euro. Da muss man dann schon überlegen: Leistet man sich sechs Schokolinsen oder 3 Reihen Schokolade? Im Flughafen ist ja alles unglaublich teurer.

Ich habe mich dann für das Panini Sandwich entschieden. Das war zwar teurer als der eigentliche Flug, aber immerhin noch billiger als der Parkschein.

Ich brauchte etwas im Magen, um mit meiner Flugangst fertig zu werden. Die habe ich nämlich, auch wenn es immer heißt, Fliegen sei ungefährlich, weil man genauso oft landet wie startet. Eigentlich habe ich ja auch gar keine Angst vor dem Fliegen, sondern vor dem Abstürzen.

Und das wird auch nicht besser, wenn ich als allererstes im Flugzeug einen Sicherheitsfilm gezeigt bekomme, in dem mir vor Augen geführt wird, dass etwas passieren könnte … Wie ungeschickt! Ich lade doch auch nicht jemanden zum Abendessen zu mir nach Hause ein und lege die Zeitungsseite mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst mitten auf den Tisch.

Ich denke, ich werde dieses Jahr mal wieder mit dem Auto verreisen. Dank Navi verfahre ich mich schon lange nicht mehr und dank der Febreze Car Meeresfrische habe ich von Anfang an das Gefühl, am Strand zu sein. Damit bleibt man selbst im Stau gelassen.

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Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (52), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören. Hier finden Sie weitere Beiträge dieser Autorin.

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir“ ist der Titel des ersten Buches unserer Kolumnistin. Es beschreibt, wie man den kleinen und großen Krisen des Alltags mit einer guten Portion Humor und Improvisationstalent begegnen sollte, denn: Wer immer versagt, ist auch zuverlässig. Ullstein Verlag, 300 Seiten, 10 Euro.