Einfach Anne: Vom Raudi bis hin zum Hipster – die Biker-Typologie


Gesundheit & Wellness
2/04/2019
Toleranz fängt bei Laktose an und hört im Straßenverkehr auf. Und damit meine ich dieses Mal nicht die Autofahrer!

Fakt ist, es ist Frühjahr und Fakt ist auch: Summerbodys werden im Frühjahr gemacht. Positives Körperbewusstsein durch Bewegung heißt das Mantra in diesen Tagen. Was liegt da näher, als morgens mal mit dem Fahrrad in die Firma zu fahren. Früher habe ich das nur im Frühjahr gemacht. Meine morgendliche Radtour zum Büro führte mich damals unter anderem über einen ein Meter breiten Weg durch die Blumenrabatte im Stadtpark. Wunderschön und richtig was zum Wachwerden: Drei Kreisregner bewässerten im Uhrzeigersinn, zwei gegen den Uhrzeigersinn. Alle waren unterschiedlich getaktet. Aber für mich war das nie ein Problem, denn unzählige Mario-Kart-Sessions mit meiner Tochter hatten mich auf solche Situationen vorbereitet. Ich kam immer entspannt an.

Heute bin ich mental durchgenudelt, wenn ich das Firmengebäude entere, weil ich bereits drei Nahtoderfahrungen hinter mir habe.

Radfahrer: Ihr guter Ruf ist unter die Räder gekommen

Grundsätzlich meinen Radler ja, moralisch fest im Sattel zu sitzen, weil sie weder für Klimaerwärmung noch für Feinstaub verantwortlich sind. Sie halten sich für anständig, tugendhaft und vernünftig. Für manche ist Fahrradfahren sogar eine Art „veganes Reiten“. Aber ein Taktstock im Allerwertesten macht noch keinen Swing.

Da sind diese Kampfradler, die Pitbulls der Straße. Überholen wie Pfeile von rechts und touchieren wie Säbel von links. Klingeln? Quatsch! “Ey, ich hol dich da gleich runter“, tuts doch auch. Ich atme ein und raste aus. Da wird über den Gehweg abgekürzt und entgegen der Fahrtrichtung geradelt. Am liebsten in Einbahnstraßen. Wenn falsch, dann richtig. „Dabei hat der Mensch doch keine Knautsch-zone“, denke ich da immer! Verkehrszeichen sind nicht viel mehr als ein Angebot für diese Rowdys; eine rote Ampel maximal eine Option. Die fahren wie biologische Waffen auf der Suche nach einem Ort, um zu detonieren.

Der Kampf um die Straße

Den Gegenpol bilden die hyggeligen Muttis, die mit ihrem Hybrid aus Sattelschlepper und XL-Wanne achtsam und entschleunigt einen kilometerlangen Autokorso anführen. Dort herrscht eine Stimmung wie zur WM: Es wird gehupt und gepöbelt, während die Radlerin völlig ungeachtet dessen mit viel Bedacht auf dem Weg ist, ihr Tagewerk zu verrichten. Im Bottich sitzen – exakt auf Auspuffhöhe – Ben-Luca, Maya-Lena und Caecilia. Sie werden auch dieses Mal wieder völlig benebelt die Kita erreichen.

In der Mitte der Spur cruist dann noch, dank fetter Beats total ungestört in ihrer eigenen Filterblase, der Prenzlauer-Berg-Hipster und demonstriert ungeachtet der Rushhour, wie „Spaß am Unterwegssein“ geht. Natürlich ganz cool und freihändig. Denn rechts hält man die Soja-Bio-Sugarfree-Chai-Latte im klimaneutralen Pappbecher und in der linken Hand das Smartphone, über das man per WhatsApp noch schnell die Tagesmutter an die Cello-Stunde des dreijährigen Ablegers Antigone erinnert, während man sich selber auf dem Weg zu seiner Denkschaukel im schicken Start-up macht – so als wäre der ganze Tag ein riesiges „Om“.

Und auch nicht wie bei rasenden Rennrad-Rudeln, deren Hirn aber offensichtlich in Schrittgeschwindigkeit unterwegs ist. Wie ist es anders zu erklären, dass diese menschgewordenen Stretchpellen bei Dunkelheit auf Dynamo-Lampen oder LEDs verzichten, weil diese nicht aerodynamisch genug sind und somit wichtige Nanosekunden kosten können. Verstehen kann ich es nicht. Ich erschrecke mich immer fürchterlich, wenn einer dieser Team-Telekom-Typen völlig überraschend vor, hinter oder neben mir auftaucht.

Ach übrigens: Die Always Discreet Slipeinlagen sind ultradünn und haben einen optimalen Tragekomfort, auch bei sportlichen Aktivitäten.

Anne VogdUnsere Kolumnistin, Anne Vogd, (Jahrgang 1965), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören.