„Wir müssen einfach mehr über uns wissen“
Auf ihrer Plattform Nobodytoldme räumt Ernährungsexpertin Susanne Liedtke mit Tabus rund um die Wechseljahre auf
Die Wechseljahre können uns ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen. Die Hormone spielen verrückt wie in der Pubertät. Gut wäre, wenn wir hier genauso an die Hand genommen würden wie Teenager. Dann wüssten wir alle, dass die Umstellung schon Ende 30 beginnen kann – mit der Perimenopause. Da aber kaum jemand über die Wechseljahre und typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Blasenschwäche spricht, trifft diese Lebensphase viele von uns völlig unvorbereitet. Ernährungsexpertin Susanne Liedtke will das mit ihrer Wechseljahresplattform „Nobodytoldme“ ändern.
Susanne, du hast mit 50 ein Start-up gegründet, um mit den Tabus rund um die Wechseljahre aufzuräumen. Warum?
Ich wollte mich schon immer selbstständig machen. Es sollte aber etwas Sinnvolles sein, etwas, mit dem ich etwas bewegen kann. Die Wechseljahre sind genauso ein Thema. Als ich mit Anfang, Mitte 40 plötzlich Schlafstörungen bekam, mir die Namen von Kollegen nicht eingefallen sind und meine Fingernägel brüchig wurden, hatte ich keine Ahnung, dass dies an meinem sinkenden Östrogenspiegel lag. Ich konnte das alles nicht zuordnen.
Es gibt keine One size fits allWechseljahre
Wann bist du darauf gekommen, dass es sich um Wechseljahresbeschwerden handelte?
Es hat gedauert. Mein Arzt hat auf die Frage, ob das schon die Wechseljahre sein könnten, gelacht. Viel zu früh, sagte er. Dabei war ich schon mittendrin. Die Menopause ist kein reines Frauenarztthema. Hormone steuern sehr viele Prozesse in unseren Körpern.
Was müsste sich ändern, damit Ärzte Wechseljahresbeschwerden besser erkennen?
Es gibt keine 'One size fits allWechseljahre'. Dazu sind wir Frauen zu verschieden. Je früher es anfängt, desto später kommen wir darauf, dass wir in der Perimenopause sein könnten. Ein ArztFragebogen, auf dem alle möglichen Symptome wie Blasenschwäche, Hitzewallungen und Schlafstörungen zusammengefasst sind, würde vieles abkürzen. Wenn du alles auf einen Blick siehst, ist es leichter, die richtige Verbindung herzustellen. Deswegen ist es für mich jetzt so wichtig, alle relevanten Informationen zusammenzutragen. Wir müssen einfach mehr über uns wissen – umso besser können wir dafür sorgen, dass es uns gut geht.
Das größte Tabu
Du lässt auf deiner Plattform kein Thema rund um die Wechseljahre aus. Welches hat die größten Tabus?
Wahrscheinlich Blasenschwäche. Kaum eine Frau spricht locker beim Kaffee mit der Freundin darüber, wenn es bei ihr tröpfelt. Aber wir müssen darüber sprechen. Nur so erfahren wir, dass es vielen so geht. Und dass es viele Möglichkeiten gibt, uns das Leben wieder leichter zu machen. Wir können hier auch gut gegensteuern: Vom Beckenbodentraining bis hin zu einer Operation, bei der die Harnröhre besser gestützt wird, gibt es eine Menge Möglichkeiten.
Du sagst, viele Wechseljahresbeschwerden lassen sich durch die richtige Ernährung in den Wechseljahren abmildern.
Wir sind nicht allein in unseren Körpern. Wir leben mit unseren Darmbakterien, dem Mikrobiom, in einer Symbiose. Wenn wir die gut ernähren – mit grünem Gemüse, mit Ballaststoffen, Samen und Saaten – versorgen sie uns mit allem, was wir brauchen und helfen uns, überschüssige Hormone und Gifte abzubauen und so besser durch die Wechseljahre zu kommen.
Body Reset
Body Reset – so heißen deine Kurse. Was passiert da genau?
Das ist ein Experiment, bei dem du 21 Tage lang schrittweise deine Ernährung umstellst und nach und nach alle möglicherweise belastenden Lebensmittelgruppen weglässt. So kannst du herausfinden, wo der größte Hebel sitzt, damit es dir besser geht.
Wie ist die Resonanz?
Überwältigend. Viele buchen mehrere Kurse hintereinander und ich bekomme lange Mails, in denen Teilnehmerinnen mir erzählen, was die Energie, die sie plötzlich haben, an weiteren Veränderungen in ihrem Leben auslöst. Das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
3 Ernährungshacks aus dem Body-Reset-Programm,
die in den Wechseljahren gut tun
Osteoporose
Eine überwiegend pflanzliche Ernährung stärkt die Knochen. Ideal sind mindestens 500 Gramm Gemüse am Tag – am besten ist Grünzeug wie Rucola, Mangold, Spinat, Grünkohl und Kräuter.
Blähbauch
Zwei Esslöffel geschrotete Leinsamen am Tag helfen mit ihren Ballastoffen, den Darm in Schwung zu halten. So wird der Körper auch überschüssige Östrogene schneller los. Die in Leinsamen enthaltenen Lignane haben zudem eine antikanzerogene (krebsverhindernde) Wirkung auf das Brustgewebe.
Hitzewallungen
Täglich eine halbe Tasse gegarte Sojabohnen können uns helfen, weniger zu schwitzen. Das belegt eine neue Studie, in der die in Sojabohnen enthaltenen östrogenähnlichen Stoffe (Phytohormone) für den Effekt verantwortlich gemacht werden.

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