Einfach Anne: Schöner altern – Instandhaltungspauschale benötigt!
Beauty
13/11/2019
„Schönheit reicht, um ins Auge zu fallen, aber man braucht Charakter, um im Gedächtnis zu bleiben“ – meint unsere Kolumnistin Anne Vogd.
Das tut man bei Gewürzen ja auch nicht. Zucker und Salz sehen zunächst auch völlig gleich aus. Den Unterschied merkt man erst, wenn man sie beim Kochen als Zutaten benutzt.
Trotzdem: Schönheit macht das Leben schöner. Daher zählen Äußerlichkeiten heutzutage eine ganze Menge – und sie haben es auch schon immer getan. Nofretetes in der berühmten Büste verewigte Augenbrauen oder der Hüftschwung der Venus von Botticelli sind der beste Beweis dafür.
Ich werde jedenfalls nie alt genug sein, um nicht mehr jugendlich aussehen zu wollen. Ich werde immer an mir herumschrauben. An meiner Ehe arbeite ich doch auch täglich, um Emanzipation und Evolution unter einen Hut zu bekommen. Im Job hat man sich bis zur Herausforderungslosigkeit emporgearbeitet, aber dem Alterungsprozess soll man ohnmächtig gegenüberstehen? Nur weil manche meinen, das Äußerliche sei gleichbedeutend mit „oberflächlich“ und daher per se negativ zu interpretieren?
Nein, ich finde, man kann in Würde altern, auch wenn man dabei keine Stirn wie einen Schraubverschluss, keine Tränensäcke wie nasse Teebeutel und keine Hängebäckchen wie ein Hamster hat.
Es ist so ungerecht: Während die Muskelmasse ab 40 signifikant abnimmt und auch die Sinnesorgane schwächer werden, ist das einzige, von dem wir immer mehr bekommen: Haut.
Also was tun? Straffen. Aber wie? Was kann man tun, wenn Gesichtsgymnastik wie das Ohrenwackeln die Wangenpartie nicht straffer und der Kinnschieber den Hals nicht glatter werden lässt? Wenn sich die Oberlider über die Augen senken, wie Sonnenmarkisen eines in die Jahre gekommenen Grandhotels über seine Jugendstilfenster?
Sowohl in dekorative Kosmetik, mit der ich mich morgens bis zur Kenntlichkeit schminke. Aber auch in vielversprechende Abschminktücher, zum Beispiel die mit der Aufschrift „back to reality“, mit denen ich abends sehr gewissenhaft mein Gesicht auf Werkseinstellung zurücksetze, um ihm dann mit teuren Cremes und Seren alle erdenklichen Entfaltungsmöglichkeiten zukommen zu lassen.
Die Mittelchen kosten mich ein Vermögen, aber Frauen wie ich brauchen sie, denn ein Facelift kommt für mich nicht infrage: Wenn am Haus der Putz bröckelt, bestellt man ja auch nicht gleich die Maurer. Aber das konzentrierten Globuli-Know-how meiner Freundin, die an ihre Haut nur „gewaltfrei erzeugtes Melkfett“ in Verbindung mit „klimaneutralem Wasser“ lässt, ist auch nicht mein Fall. Dann könnte ich nämlich genauso wie sie das „Dampfbad“, das beim zu frühen Öffnen der Spülmaschine entsteht, für ein feineres Hautbild nutzen. Nein, alles nicht mein Ding.
Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (Jahrgang 1965), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören.
Das tut man bei Gewürzen ja auch nicht. Zucker und Salz sehen zunächst auch völlig gleich aus. Den Unterschied merkt man erst, wenn man sie beim Kochen als Zutaten benutzt.
Trotzdem: Schönheit macht das Leben schöner. Daher zählen Äußerlichkeiten heutzutage eine ganze Menge – und sie haben es auch schon immer getan. Nofretetes in der berühmten Büste verewigte Augenbrauen oder der Hüftschwung der Venus von Botticelli sind der beste Beweis dafür.
Ich werde jedenfalls nie alt genug sein, um nicht mehr jugendlich aussehen zu wollen. Ich werde immer an mir herumschrauben. An meiner Ehe arbeite ich doch auch täglich, um Emanzipation und Evolution unter einen Hut zu bekommen. Im Job hat man sich bis zur Herausforderungslosigkeit emporgearbeitet, aber dem Alterungsprozess soll man ohnmächtig gegenüberstehen? Nur weil manche meinen, das Äußerliche sei gleichbedeutend mit „oberflächlich“ und daher per se negativ zu interpretieren?
Nein, ich finde, man kann in Würde altern, auch wenn man dabei keine Stirn wie einen Schraubverschluss, keine Tränensäcke wie nasse Teebeutel und keine Hängebäckchen wie ein Hamster hat.
Kindermund tut Wahrheit kund…
Neulich fragte mich meine Tochter: „Mama, bist Du gut drauf?“ und ich antwortete: „Ja, klar, mir geht es super“, worauf sie meinte: „Dann solltest Du das mal Deinem Gesicht mal sagen“. Schuld daran waren meine wieder mal nach unten gerichteten Mundwinkel, die mich immer schnell wie eine übernächtigte Hebamme wirken lassen. Eine Folge des sogenannten „Sacking-Effektes“.Es ist so ungerecht: Während die Muskelmasse ab 40 signifikant abnimmt und auch die Sinnesorgane schwächer werden, ist das einzige, von dem wir immer mehr bekommen: Haut.
Also was tun? Straffen. Aber wie? Was kann man tun, wenn Gesichtsgymnastik wie das Ohrenwackeln die Wangenpartie nicht straffer und der Kinnschieber den Hals nicht glatter werden lässt? Wenn sich die Oberlider über die Augen senken, wie Sonnenmarkisen eines in die Jahre gekommenen Grandhotels über seine Jugendstilfenster?
Ich fordere eine Instandhaltungspauschale für Frauen wie mich.
In meinem Badezimmer sieht es aus wie in der Baugrube von Stuttgart 21 – alles voll mit Tiegeln, Töpfchen und Tübchen. Und wenn ich verreise, tue ich das nicht mit einem Kulturbeutel, sondern mit einem Drogeriemarkt „to go“, wie mein Mann jüngst bemerkte. Ich investiere ein Vermögen in meine Fassade.Sowohl in dekorative Kosmetik, mit der ich mich morgens bis zur Kenntlichkeit schminke. Aber auch in vielversprechende Abschminktücher, zum Beispiel die mit der Aufschrift „back to reality“, mit denen ich abends sehr gewissenhaft mein Gesicht auf Werkseinstellung zurücksetze, um ihm dann mit teuren Cremes und Seren alle erdenklichen Entfaltungsmöglichkeiten zukommen zu lassen.
Die Mittelchen kosten mich ein Vermögen, aber Frauen wie ich brauchen sie, denn ein Facelift kommt für mich nicht infrage: Wenn am Haus der Putz bröckelt, bestellt man ja auch nicht gleich die Maurer. Aber das konzentrierten Globuli-Know-how meiner Freundin, die an ihre Haut nur „gewaltfrei erzeugtes Melkfett“ in Verbindung mit „klimaneutralem Wasser“ lässt, ist auch nicht mein Fall. Dann könnte ich nämlich genauso wie sie das „Dampfbad“, das beim zu frühen Öffnen der Spülmaschine entsteht, für ein feineres Hautbild nutzen. Nein, alles nicht mein Ding.