Expertin erklärt: So reagieren Sie richtig auf Komplimente!


Familie
13/11/2019
Viele Frauen sind bei einem Kompliment fast schon überfordert. Business- und Life-Coach Katrin Seifarth zeigt, wie Sie Lob richtig genießen.

„Du hast ein sehr sympathisches, offenes Lächeln.“ Die Frau mit den großen, dunklen Locken schaut zur Seite. „Ich bin immer so schüchtern ...“ Die Aufgabe, die Business- und Life-Coach Katrin Seifarth ihren knapp 20 Teilnehmerinnen gegeben hat, ist schwieriger als gedacht. In einer Übung sollen sich alle jeweils zu zweit gegenseitig ein spontanes Kompliment machen. Es ist an den Gesichtern zu erkennen, dass diese Rolle ganz schön ungewohnt ist.

Katrin Seifarth weiß um das Dilemma. Die Mutter von zwei Jungen hat ein Buch über Erfolg und Zufriedenheit geschrieben („Aus den Hemmschuhen in die Stöckelschuhe“, books on demand, 17,90 Euro) und coacht Frauen. Für for me erklärt sie, was Frauen auf Komplimente antworten dürfen. Und warum die Art und Weise, wie wir darauf reagieren, sehr viel über unseren Selbstwert verrät.

for me: Frau Seifarth, was sage ich, wenn ich ein Kompliment bekomme?

Katrin Seifarth: Danke.

for me: Das klingt einfach ...

Katrin Seifarth: (lächelt) Mein Tipp ist, das Kompliment zu genießen und es auf keinen Fall zu zerreden.

for me: Sie meinen, es runterzuspielen.

Katrin Seifarth: Genau. Frauen neigen dazu, Dinge zu sagen wie „Nein, das war schon okay“, „Ich hatte einfach Glück“ oder sie schieben es auf die äußeren Umstände.

Wir möchten uns nicht über andere stellen

for me: Warum machen wir das?

Katrin Seifarth: Viele haben gelernt, ihre Leistungen zu schmälern. Das ist wie ein Bescheidenheitsgen. Es liegt daran, dass für die meisten Frauen die Beziehungen um sie herum sehr wichtig sind. Sie haben es gern, wenn alle auf Augenhöhe sind. Wenn jetzt aber jemand etwas Tolles sagt, regt sich in einer Frau der Impuls: „Ich möchte mich nicht über die anderen stellen.“ Deswegen schwächen sie das Kompliment ab.

for me: Das ist verdammt schade.

Katrin Seifarth: Ja, Frauen dürfen viel öfter groß posaunen. Wenn wir unsere Leistungen nicht feiern, rückt ansonsten zu schnell der innere Schweinehund an und flüstert uns ein, dass wir es nicht verdient hätten.

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„Es zeigt viel, wie ich über mich denke“

for me: Gutes Stichwort. Manchmal sind wir bei Komplimenten sogar misstrauisch oder glauben, dass der andere nur etwas damit bezwecken will.

Katrin Seifarth: Das hat viel damit zu tun, wie wir über uns selbst denken. Möglicherweise hat der andere gar keinen Hintergedanken, aber er trifft mit seinem Kompliment einen Punkt bei mir, an dem ich selbst zweifle. Dann kommt es natürlich aber noch auf die Person an, die mir das Kompliment gemacht hat. Ist es jemand, dem ich vertraue oder bin ich sowieso misstrauisch?

for me: Klingt so, als müssten wir uns selbst auch öfter ein Kompliment machen.

Katrin Seifarth: Auf jeden Fall, je freundlicher wir mit uns selbst umgehen, umso besser.

Sind uns Männer voraus?

for me: Sind Männer eigentlich besser, wenn es um das Annehmen von Komplimenten geht?

Katrin Seifarth: Männer beherrschen das mit dem „Danke“ ganz gut. Oder sie empfinden es sogar als Einladung, sich damit zu brüsten. „Das habe ich toll gemacht!“ Es fällt ihnen aufgrund ihrer Statusorientierung leichter auch einmal aus der Masse herauszustechen. Frauen ist das eher unangenehm.

for me: Wenn ich anderen ein Kompliment mache, hat das auch Auswirkungen auf mich?

Katrin Seifarth: Definitiv. Es gibt ja das Prinzip der Resonanz: Was ich ausstrahle, ziehe ich an. Wenn ich Komplimente austeile, sind viele Menschen erst einmal überrascht. Aber dann freuen sie sich. Das ist eine positive Energie, die sofort zurückschwingt. Deshalb dürfen wir mit Komplimenten gern verschwenderischer sein.


Es ist Zeit, großartig zu sein. Viele weitere spannende Inhalte vom Conference & Coaching Tag gibt’s auf unserer Übersichtsseite.