Superpower oder Superstress – unser Leben als Frau


Gesundheit & Wellness
13/11/2019
Beim Conference & Coaching Tag in Berlin waren Leserinnen und Experten geladen, um über unser faszinierendes Leben als Frau zu sprechen.

100 Frauen haben im Humboldt Carré Platz genommen. Wie sie wirken? Offen, eigener Stil. Sie wurden unter 5.000 ausgewählt, um einen ganz besonderen Tag zu erleben. „Heute können wir endlich mal alles besprechen“, beginnt Barbara Schöneberger ihre Moderation. Thema des Tages: die „Multitasking Superwoman“. Sie stellt die Gretchenfrage: Sind wir nun die perfekten Frauen? Oder nur im Stress?

Immer alles super - nervt!

Sie plaudert vom schlechten Gewissen, das sie ab und an als Working Mom beschleicht. Und beichtet, dass die Zeit in der Maske länger ist als ihr Auftritt. Ihre Selbstironie ist wohl Lebenskonzept. Hilfreich bei dem Riesenanspruch, den wir Frauen haben! Und damit sind wir im Thema. Ja, wir wollen alles unter einen Hut bringen. Dass unser Zuhause stilvoll, unser Freundeskreis groß und bunt gemischt ist; dass wir uns verwirklichen und attraktiv bleiben. Ein Mammutplan!

Multitasking Superwoman

Was ist das Besondere am Frauenleben heute? Im Auftrag von ForMe hat das Rheingold-Institut eine Studie gemacht. Birgit Langebartels stellt sie vor. „Wir können heute so viele Rolle leben, haben alle Möglichkeiten. Zumindest auf den ersten Blick“, so die Psychologin. Heftiges Nicken bei den Zuhörerinnen. „Wenn alles scheinbar zugleich möglich ist, überfordert das auch. Wir kommen in eine besinnungslose Betriebsamkeit.“ 56 Prozent der befragten Frauen erscheint das Leben wie ein ständiger Kampf. Ernüchternd! „Wenn wir den Anspruch haben, alles hinzukriegen, müssen wir scheitern“, resümiert Langebartels. Ihr Appell: „Habt Mut zu priorisieren, zu relativieren, unperfekt zu sein!“

Frauen wollen mehr arbeiten

Doch was sagen die Experten zum Multitasking der Frauen? Die Gäste der Podiumsdiskussion sehen darin auch Chancen.
Professor Christiane Funken ist Soziologin, sie hat den Begriff „Sheconomy“ geprägt. Sie glaubt: Die Zukunft der Arbeitswelt ist weiblich. „Wir sind erstmalig in einer Lage, in der Frauen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben als früher. Durch die Digitalisierung entsteht ein neues großes Feld: Wissensarbeit. Dort werden genau die Kompetenzen gebraucht, die Frauen aufgrund ihrer Erziehung und Lebenssituation mitbringen. Frauen wollen heute mehr arbeiten.“

Dennoch ist das Frauenleben kein Selbstläufer. Dr. Patricia Ogilvie, Dermatologin und wissenschaftliche Beraterin von Olaz: „Ich beobachte, dass viele Frauen auf Kinder verzichten. Es ist zwar eine riesige Herausforderung, Familie und Beruf zu vereinen. Aber es lohnt sich.“

Auch die Männer sind im Aufbruch

Dr. Heinrich Wefing, politischer Journalist bei der „Zeit“, Jahrgang 1965, ergreift das Wort: „Auch Männer sind heute anders: Wir wollen nicht dasselbe Vatersein leben wie unsere Väter. Wir wollen Zeit mit unseren Kindern verbringen.“

Tschüss, Perfektion!

Der Kabarettist Florian Schroeder plädiert für mehr Großzügigkeit, und zwar gegenüber beiden Geschlechtern: „Der Druck ist massiv, auch für uns Männer. Die Frau von heute sucht ja den Alphasoftie. Ich denke: Man sollte einfach dankbar sein für den Menschen an seiner Seite und froh, dass er nicht perfekt ist“. Der Applaus tost. Und es scheint, als seien sich alle einig: Perfektionismus ist ein Auslaufmodell. Weil er uns die Nerven zerreißt, uns am wahren Leben hindert - und nicht mehr zeitgemäß ist.

Patricia Ogilvie hat ein launiges Schlusswort parat. Es ist ein Rat, den ihr ihre Tochter an Weihnachten gab: „Mama, weißt du, was du brauchst? Du brauchst mehr Piepegal-Attitude.“ Probieren wir sie aus!

Es ist Zeit, großartig zu sein.