Einfach Anne: Der erkältete Mann
Gesundheit & Wellness
13/11/2019
Erkältungen sind etwas Unangenehmes. Und wenn Männer davon betroffen sind, ist es ganz besonders schlimm, meint unsere Kolumnistin Anne Vogd.
Sie winden sich dann wie ein Tofu-Schnitzel in einer Haferflockenpanade. Mein Mann zum Beispiel zieht sich bei einer unheilbaren Erkältung gerne mit viel Tamtam zum Sterben aufs Sofa zurück. Nur zum Vergleich: Wenn mich mal ein Husten erwischt, reicht bei mir der WICK Medinait Erkältungssirup. Meist geht es mir schon nach ein, zwei Nächten viel besser und in der Nachbarschaft antworten nur noch drei statt fünf Hunde, wenn ich huste. Ganz anders sieht es bei meinem Mann aus. Er erleidet dann unglaubliche Qualen. Seit der Geburt meiner Tochter weiß ich, was er dann durchmacht. Laut seinen Angaben muss es ungefähr gleich schmerzhaft sein.
Sobald ein Pharmaunternehmen ein neues Mittel entwickelt, entdeckt mein Mann auch die passende Krankheit dazu. Oder er googelt sie.
Während ich von grippeähnlichen Symptomen rede, vermutet er direkt eine Murry-Valley-Enzephalitis mit allen bekannten Subtypen.
Noch bevor er sein monogrammverziertes, 40 cm x 40 cm großes Herren-Stofftaschentuch aus der Hosentasche ziehen konnte, ploppte auf seinem Tablet schon wieder eine Selbstdiagnose auf. Da ist mir die Hutschnur gerissen und es platze förmlich aus mir heraus: „Du musst dich nicht wundern. Der frische Inhalt deiner Nase, konserviert in einem Stofftaschentuch von der Größe eines Bettlakens, das Du stundenlang bei Körpertemperatur in der Hosentasche mit dir herumschleppst. Das ist für die Viren doch wie ein Aufenthalt in einem Club Robinson, all inklusive mit Rundum-Sorglos-Paket. Da würde ich als Gast auch verlängern.“

Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (52), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören.
„Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir“ ist der Titel des ersten Buches unserer Kolumnistin. Es beschreibt, wie man den kleinen und großen Krisen des Alltags mit einer guten Portion Humor und Improvisationstalent begegnen sollte, denn: Wer immer versagt, ist auch zuverlässig. Ullstein Verlag, 300 Seiten, 10 Euro.
Sie winden sich dann wie ein Tofu-Schnitzel in einer Haferflockenpanade. Mein Mann zum Beispiel zieht sich bei einer unheilbaren Erkältung gerne mit viel Tamtam zum Sterben aufs Sofa zurück. Nur zum Vergleich: Wenn mich mal ein Husten erwischt, reicht bei mir der WICK Medinait Erkältungssirup. Meist geht es mir schon nach ein, zwei Nächten viel besser und in der Nachbarschaft antworten nur noch drei statt fünf Hunde, wenn ich huste. Ganz anders sieht es bei meinem Mann aus. Er erleidet dann unglaubliche Qualen. Seit der Geburt meiner Tochter weiß ich, was er dann durchmacht. Laut seinen Angaben muss es ungefähr gleich schmerzhaft sein.
Männer haben bei einer Erkältung den Tod vor Augen
Das nervt. Andere hätten sich in meinem Fall schon längst einen Neuen gesucht. Aber meine Mutter sagte immer „Es hat keinen Sinn, über Männer zu jammern. Wir müssen lernen, mit dem vorhandenen Material zurechtzukommen“. Ich glaube auch nicht wirklich, dass es bei anderen Männern besser aussieht. Im Wartezimmer meines Hausarztes ist es immer dasselbe Bild: Frauen unterhalten sich, putzen sich ab und an die laufende Nase, husten kurz – that’s it. Und was tun Männer? Sie schweigen. Den sicheren Tod vor Augen sitzen sie einander gegenüber, nicken sich lautlos, aber wissend zu und ergeben sich ihrem Schicksal, was, dem Gesichtsausdruck zufolge, nicht weniger als das nahende Ende bedeutet.Danke – Dr. Google
Aber nun hat mein Mann ja viele Jahre im Rheinland verbracht, wie ich auch. Und es ist eine Tatsache, dass, wenn Rheinländer aus ihrer Patientenlaufbahn berichten, es immer besonders schlimm ist. Ganz einfach, weil es sich – glaubt man den Ausführungen eines Menschen aus dieser Region – nie um den medizinische Normalfall handelt. Es ist immer etwas Besonderes. Auch wenn es besonders doof ist.Sobald ein Pharmaunternehmen ein neues Mittel entwickelt, entdeckt mein Mann auch die passende Krankheit dazu. Oder er googelt sie.
Während ich von grippeähnlichen Symptomen rede, vermutet er direkt eine Murry-Valley-Enzephalitis mit allen bekannten Subtypen.
Von wegen Hausarzt. Eher Veterinärmediziner für Großtiere
Neulich hatte er mal wieder Schnupfen. Der ist – zugegeben – bei ihm oft heftig und sehr hartnäckig. Und er nervt mich: Wenn ich niese, hört sich das allenfalls an wie bei einem kleinen Kätzchen. Wenn er niest, denkt man automatisch an einen verpatzten Einsatz einer Blaskapelle. Er erreicht dabei Dezibel-Werte, bei denen ich eher versucht bin, einen Veterinärmediziner für Großtiere anzurufen statt unseren Hausarzt.Noch bevor er sein monogrammverziertes, 40 cm x 40 cm großes Herren-Stofftaschentuch aus der Hosentasche ziehen konnte, ploppte auf seinem Tablet schon wieder eine Selbstdiagnose auf. Da ist mir die Hutschnur gerissen und es platze förmlich aus mir heraus: „Du musst dich nicht wundern. Der frische Inhalt deiner Nase, konserviert in einem Stofftaschentuch von der Größe eines Bettlakens, das Du stundenlang bei Körpertemperatur in der Hosentasche mit dir herumschleppst. Das ist für die Viren doch wie ein Aufenthalt in einem Club Robinson, all inklusive mit Rundum-Sorglos-Paket. Da würde ich als Gast auch verlängern.“
Unsere Kolumnistin, Anne Vogd, (52), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören.
„Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir“ ist der Titel des ersten Buches unserer Kolumnistin. Es beschreibt, wie man den kleinen und großen Krisen des Alltags mit einer guten Portion Humor und Improvisationstalent begegnen sollte, denn: Wer immer versagt, ist auch zuverlässig. Ullstein Verlag, 300 Seiten, 10 Euro.