Mut zur Wildnis: ein Picknick mit Hindernissen


Haus & Garten
13/11/2019
Es gibt in diesen Wochen nichts Schöneres als ein Picknick. Wenn da nicht die kleinen, fiesen Viecher wären …

Es ist wieder soweit: Die einen picknicken und ich „panicke“. Meine Freundin beispielsweise lässt sich auf die Picknickdecke fallen wie Heidi ins Heu. Nein, Verzeihung, ich möchte ehrlich bleiben: Frisches Heu riecht zwar gut, aber mit einer Picknickdecke, die zuvor mit dem Lenor Parfum Deluxe Charm gewaschen wurde, macht‘s einfach noch mehr Spaß. Duftnoten aus Eukalyptus, Lavendel und grünem Apfel sind ein perfekter Auftakt für so ein Stelldichein mit der Natur.

Aber nicht alle ticken so wie meine Freundin. Ich zum Beispiel habe Angst vor allem, das schwirrt oder schwärmt, summt oder saust. Ich stehe daneben und checke erstmal, ob die Luft rein ist. Gerade denke ich noch erleichtert „Früher war mehr Umsichschlagen angesagt“ … und schon geht’s los. Als ob ich wie ein Fluglotse durch Winkbewegungen die Viecher zu mir schleusen würde.

Ja, ich habe nun mal diese Phobie und andere haben sie nicht …

Meine naturverbundene Freundin beruhigt: „Wespen sind nützlich. Sie vertreiben Flusspferde.“ Ich folgere daraus: „Wenn also kein tonnenschweres Flusspferd hier im Stadtpark uns auflauert, liegt das vermutlich an den Wespen. Also, ein bisschen mehr Dankbarkeit gegenüber diesen Viechern, wäre schon angebracht“. Zuerst war es ja auch nur eine, aber die hat wohl spontan einen „Flashmop“ organisiert, zu dem 100 andere zugesagt und diesen unter dem Hashtag „Panik-Picknick“ geteilt haben. Und alle wollen nur zu mir.

Nein, es sind keine Hummeln. Hummeln sind niedliche Tierchen, kleine Pelzkugeln, verfügen über ein freundliches Wesen und sind bewundernswert charakterstark. Ich meine, in Zeiten von Peta und Nabu Kurzstreckenflüge zwischen Tomaten und Gurken ganz ohne „Flugscham“, aber mit Pelzmantel (!) zu absolvieren, dazu gehört heutzutage schon was … Ich bleibe ruhig, während sie mich „dumdidum … ich bin dick und rund … oh sorry, ich wollte dich nicht anrempeln“ umkreisen.

Ich bin zwar kein hipper Hobby-Imker, aber ich liebe Honig …

… und die fleißigen Bienchen, die Blümchen zum Bestäuben suchen und zwischendurch einfach mal „Hallo, wie geht‘s“ sagen wollen. Sie sind mir immer ein gern gesehener Gast. Aber Wespen sagen nicht „Hallo“. Wespen drohen: „Ey du Opfer, was machst Du hier in meiner Einflugschneise, das ist mein Revier. Ich werde Dir jetzt mal richtig krass Dein Picknick versauen, denn ich bin übelst gereizt wegen Dir … und meiner Chefin, die mich ständig rumkommandiert. Ich stech Dich gleich ab … Attacke!“

Mich trifft es immer – egal ob im Biergarten, beim Grillen oder in der Eisdiele. Es ist frustrierend. Letzte Woche hörte ich mich zur Bedienung sagen: „Ich hätte gerne 5 Wespen mit Sahne.“ Und die fragte dann zurück: „Spaghettieis dazu? Oder Amarena Becher?“

Nein, die Natur ist keine Schönwetterveranstaltung. Da geht es teilweise ruppiger zu als bei Game of Thrones. Vor allem, wenn man mit einem Tierchen ein Bett im Kornfeld temporär teilen möchte. Und auch mit Mücken ist nicht zu spaßen. Mich hat vor Jahren mal eine in den Bauch gestochen. Die Schwellung ist bis heute noch da ... Wenn die blöden Dinger wenigstens Fett anstelle von Blut saugen würden! Also an diesem Punkt zweifle ich wirklich am IQ von Mutter Natur. Und nicht nur an dieser: Mit Einbruch der Dämmerung durchkreuzten immer mehr den Luftraum über unserer Picknickdecke – warum hat die Evolution noch keine Kreuzung zwischen Mücken und Glühwürmchen hervorgebracht – so könnte man im Dunkeln wenigstens erkennen, wo man hinschlagen muss.

Anne VogdUnsere Kolumnistin, Anne Vogd, (Jahrgang 1965), ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie arbeitete 25 Jahre im Vertrieb einer Modefirma, wollte sich 2013 aber radikal verändern und ist seitdem als Comedian auf Karnevalssitzungen und anderen Veranstaltungen unterwegs. 2016 gewann sie den SWR3 Comedy Förderpreis. Heute schreibt sie zusätzlich Kolumnen in Tageszeitungen und ist regelmäßig im Radio zu hören.



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